Apfelkorb
Obstannahme 2024: ein Ausnahmejahr

Normalerweise sind wir an dieser Stelle immer ganz euphorisch, dass wir es ENDLICH geschafft haben, die Berge an Früchten zu bewältigen und sind froh darüber, als Team die arbeitsreiche Erntesaison gut durchgestanden zu haben.

Aber wer uns schon etwas länger folgt, weiß: Dieses Jahr ist alles ein bisschen anders. Die Frostnächte im Frühjahr haben uns einen nahezu kompletten Ernteausfall beschert. Und so ist es zu einer Saison gekommen, die als historisch (und hoffentlich einmalig!) in die Geschichtsbücher unserer Kelterei eingehen wird.

Zeit zum Denken

Statt Tag für Tag das Apfel- und Quittenchaos zu bändigen, wie wir es sonst im September und Oktober tun, hatten wir sehr viel Zeit, uns Gedanken zu machen.

Zum einen darüber, wie uns der Ernteausfall ganz unmittelbar betrifft in den nächsten Monaten. Wir können zu unserem großen Glück sagen, dass wir in der Fruchtsaftbranche über die Jahre viele gute und herzliche Beziehungen zu Keltereien in verschiedensten Teilen Deutschlands aufgebaut und gepflegt haben. Dadurch hatten wir die Chance, bei unseren Kollegen im Süden Apfelsaft zuzukaufen. Dort gab es eine normale Ernte und so konnten wir bei Keltereien einkaufen, die ähnlich groß sind wie wir und ebenfalls im Streuobstbereich arbeiten. Dafür sind wir dankbar, denn so konnten wir unser Lager zumindest einigermaßen füllen und die Apfelsaftbereitstellung für die nächsten Monate sichern.

Trotzdem wird es Einschnitte geben müssen, besonders bei der Sortenvielfalt. Apfel-Kirsch ist bereits ausverkauft, und dieser Umstand wird sich bis zur nächsten Ernte nicht ändern. Alle anderen Apfelmischungen haben wir aktuell noch vorrätig. Aber auch da gilt: Solange der Vorrat reicht.

Ein Blick in die Zukunft

Zum anderen beschäftigen uns die Geschehnisse dieser Ernte auch in weitreichenderen Zusammenhängen. Natürlich haben wir auch in unserer Kelterei keine Kristallkugel. Fakt ist aber, dass sich die klimatischen Bedingungen in den letzten Jahren geändert haben. Das merken wir besonders an den Witterungsverläufen, die wir als Moster sehr genau beobachten. Seien es nun die ausbleibenden Winter, die zum Teil krassen Temperaturschwankungen im Frühjahr oder die teilweise extrem trockenen Sommer- all das geht nicht spurlos an den Obstgehölzen vorbei und fordert seinen Tribut. In der Sortenentwicklung und den Empfehlungen für hiesige Gefilde wird sich einiges tun müssen, um nicht nur im Intensivobstanbau sondern auch im Streuobstbereich zukünftig Sorten pflanzen zu können, die den veränderten Bedingungen angepasst sind und standhalten. Denn- und wir werden nicht müde, dies zu betonen: Nur mit der Sortenvielfalt an Früchten aus den Gärten und von den Wiesen unserer Umgebung kann es weiterhin leckere Fruchtsäfte aus dem Hause Mehlhorn geben.

Ein Stück Kultur

Trotzdem sind wir dahingehend optimistisch, dass sich die Tradition des Mostereihandwerks und die damit einhergehende Trinkkultur in unserer Region, in der hochwertige Fruchtsäfte ihren festen Platz gefunden haben, nicht verloren gehen wird. Im Gegenteil. Wir glauben sogar, dass die Wertschätzung für das Obst und Gemüse, das direkt vor unserer Haustüre wächst und die Produkte, die daraus entstehen, zunehmen wird, gerade weil die ständige Verfügbarkeit regionaler Erzeugnisse eben nicht mehr selbstverständlich ist. Und wir als Kelterei freuen uns darauf, weiterhin ein Stück dieser regional verwurzelten Wertschöpfungs- und Wertschätzungskultur zu sein.

 

Mit zuversichtlichen Grüßen

eure Mehlhorns und das gesamte Team unserer Kelterei